Vorsicht: Dieses bekannte Porträt von Werner ist eine Fälschung.
Johannes Werner
Theologe und Mathematiker.* 14.02.1468 in Nürnberg[1] ; † 12.05.1522 in Nürnberg[2]
Lebenslauf:
Johannes Werner studierte ab 1484 in Ingolstadt, von 1493 bis 1497 hielt er sich in Rom auf. Dass er von 1490 bis 1503 Kaplan in Herzogenaurach war ist eine unbelegte Behauptung von Ernst Zinner. 1503 wurde er Vikar an der Kirche in Nürnbergs Vorstadt Wöhrd, 1506 Pfarrer an der St. Johanniskirche. Nebenbei beschäftigte er sich intensiv mit Astronomie, Astrologie und Geographie. Er starb - vermutlich im Mai - 1522 in Nürnberg.
Wirken:
Werner war sehr an der Astrologie interessiert und stellte zahlreichen bekannten Nürnbergern das Horoskop, darunter Erasmus Topler (1462-1512), Propst bei St. Sebald, Willibald Pirckheimer (1470-1530), Christoph Scheurl II (1481-1542) und Sebald Schreyer (1446-1520). Werner erntete dafür aber auch harte Kritik. So schrieb der Bamberger Chorherr Lorenz Beheim (um 1457-1521) über ihn: "Er macht immer ein groses Wesen von seinen Geheimnissen, die ihm aber bislang noch wenig Ehre eingetragen haben. Das meiste erlügt er, wenn er Wahres vorhersagen will."
Werner war mit Johannes Stabius (nach 1460-1522) befreundet. Nicht haltbar ist allerdings die Meldung, Werner habe ihn zum Entwurf der berühmten Sonnenuhr am Ostchor der Lorenzkirche angeregt. Stabius drängte Werner aber dazu seine Manuskripte zu veröffentlichen. Im November 1514 verließ das Sammelwerk unter der Überwachung von Conrad Heinfogel (?-1517) die Druckpresse. U.a. wird darin eine bestimmte Form der Kartenprojektion vorgestellt, die als Stabius-Werner-Projektion in die Geschichte einging. 1522 erschien ein zweiter Sammelband, der seine Arbeit über die achte Sphäre enthielt. Aus geozentrischer Sicht beschäftigte er sich darin mit der Präzession der Sterne, wofür er von Copernicus scharf zurückgewiesen wurde.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Werner war Mitglied der von Celtis gegründeten Sodalitas litteraria Rhenana.Im Nürnberger Ortsteil Langwasser ist seit 1950 ein Weg nach Werner benannt. Auch ein Krater auf dem Mond trägt seinen Namen. |
Ausgewählte Werke:
- Nova translatio
primi libri geographiae Cl. Ptolomaei: quae quidem translatio verbum:
habet e verbo fideliter expressum. Libellus de quattuor terrarum orbis in plano figurationibus:
In idem Georgii Amirucii opusculaum. Appendices. Nürnberg: Stuchs 1514
- Besprechung des Bandes in Kästners Geschichte der Mathematik
- In hoc opere
haec continentur. Libellvs Ioannis Verneri Nvrembergen. Svper Vigintidvobvs Elementis Conicis.
Comentarius seu paraphrastica enarratio in vndecim modos conficiendi eius Problematis
quod Cubi duplicatio dicitur. Eivsdem.
Comentatio in Dionysodori problema, quo data sphaera plano sub data secat ratione,
Alivs modus idem problema coficiendi ab eodem Ioanne Vernero nouissime copertus demostratusque
de motu octauae Sphaerae, Tractatus duo.
Summaria enarratio Theoricae motus octauae Sphaerae. Nürnberg: Petreius 1522
- Besprechung des Bandes in Kästners Geschichte der Mathematik
- NDB-Eintrag zu Lucas Alantsee (?-1523). Alantsee hat die Herausgabe dieses Sammelbandes veranlasst und bezahlt.
- Canones sicut brevissimi, ita etiam doctissimi complectentes praecepta et observationes de mutatione aurae. Nürnberg: Montan & Neuber 1546
- De triangulis sphaericis libri quatuor. Leipzig: Teubner 1907
- De Meteoroscopiis. Herausgegeben von Josef Würschmidt. Leipzig, Berlin: Teubner 1913
Literatur:
- Bachmann, Siegfried: Johannes Werner kaiserlicher Kaplan, Mathematiker und Astronom zu Nürnberg als Chronist der Jahre 1506 bis 1521. Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 102 (1966), S. 315-337
- Bäumer, Anne: Johannes Werners Abhandlung "Über die Bewegung der achten Sphäre" (de motu octavae sphaerae, Nürnberg 1522). Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 12 (1988), S. 49-61
- Doppelmayr, Johann Gabriel: Historische Nachricht von den Nürnbergischen Künstlern und Mathematicis. Nürnberg: Monath 1730, S. 31-35
- Günther, Siegmund: Joh. Werner von Nürnberg und seine Verdienste um die mathematisch-physikalische Geographie. Halle 1878
- Kreßel, Hans: Hans Werner. Der gelehrte Pfarrherr von St. Johannis. Der Freund und wissenschaftliche Lehrmeister Albrecht Dürers. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52 (1963/64), S. 287-304
- Kühn, Klaus: Die Prosthaphärese und Johannes Werner
- Schottenloher, Karl: Der Mathematiker und Astronom Johann Werner aus Nürnberg. 1466-1522. In: Festgabe zum 7. September 1910, Hermann Grauert zur Vollendung des 60. Lebensjahres gewidmet von seinen Schülern. Freiburg 1910, S. 147-155
- Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Bd. 4. Nürnberg: Schüpfel 1758, S. 217-219
Literatur zur Stellungnahme von Copernicus zu Werners Buch über die achte Sphäre
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- Curtze, Maximilian: Der Brief des Coppernicus an den Domherrn Wapowski zu Krakau über das buch des Johannes Werner De motu octavae sphaerae. Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst 1 (1878), S. 18-33
- Günther, Siegmund: Der Wapowski-Brief des Coppernicus und Werners Tractat über die Praecession. Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst 2 (1880), S. 1-11
Links:
- Das oben gezeigte Porträt Werners ist dem von Johann Stöffler (1452-1531) nachempfunden, ist also eine Erfindung.
- Bestellzettel von Hartmann Schedel, mit dem er Werner um den Kauf von Büchern in Florenz bittet.
- Allgemeine Deutsche Biographie (das Todesjahr wird fälschlicherweise mit 1528 statt mit 1522 angegeben)
- Zedlers Universallexikon
- Weidler, Johann Friedrich: Historia Astronomiae. Wittenberg 1741, S. 334-335
- Würfel, Andreas et al.: Lebensbeschreibungen aller Herren Geistlichen. Nürnberg 1763, S. 301-302
- Notiz zu Celtis und Werner. Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Band 12/117, 28. September 1821, S. 461-463
- Erhard, Heinrich August: Geschichte des Wiederaufblühens wissenschaftlicher Bildung, 3. Band. Magedeburg: Creutz'sche Buchhandlung 1832, S. 520-522
- Neudörffer, Johann: Sebald Beheim und die Euklidübersetzung Werners. Nachrichten von Künstlern und Werkleuten, fortgesetzt von Andreas Gulden. Wien: Braumüller 1875, S. 48
- Jacoli, Fernando: Intorno alla determinazione di Domenico Maria Novara dell' obliquità eclittica. Bulletino de Bibliografia e di Storia delle Scienze Matematiche e Fisiche. Heft 10, Rom 1877, S. 75-88; S. 87-88 über das mögliche Zusammentreffen von Werner mit Domenico Maria Novara (1454-1504)
- Cantor, Moritz: Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, Bd. 2. Leipzig: Teubner 1880, S. 415-421
- Brahe, Tycho: Opera omnia, Band 2. Kopenhagen 1915 Erwähnung Werners auf S. 18 und S. 223-226
- Tycho Brahe an Antonio Magino: Dank für die Übersendung von Werners Sammelband von 1522. Brief vom 1. Dezember 1590. In: Brahe: Opera omnia, herausgegeben von Dreyer, Band 7. Kopenhagen 1924, S. 289-299, hier S. 295
- Herzkartenentwurf von Stabius und Werner
Tycho Brahe und Johannes Werner
Fußnoten
- ↑ "1468: Johannes Werner ein gelerter Astronomus wird geborn / dieses Jahr am 14. tag des Hornungs/ umb. 17. Hor. 44 Scrup.", Krentzheim, Leonhard: Chronologia 1577, Bl. 337r.
- ↑ "herr Hanns Werner, vikary zu s. Johanns",
Burger, Helene: Nürnberger Totengeläut=Bücher, St. Sebald 1517-1572.
Neustadt a.d. Aisch: Degener 1972, S. 18, Zeile 486. Der Eintrag steht zwischen den Einträgen
vom 12.03.1522 bis zum 11.06.1522.
Dazu passend findet sich in der Ausgabe von Johannes Stöfflers Almanach noua plurimis annis venturis inseruientia von 1506 aus Venedig zum 12. Mai 1522, Bl. 267r der handschriftliche Eintrag "johann werner [...] obijt". Damit kann der 12. Mai 1722 als Werners Todestag gelten.
Wir danken Ulrich Kischko für den freundlichen Hinweis.